Die Laternen

Die Laternen


Die Laternen, die während der nächtlichen Prozession am Karfreitag getragen werden, waren ursprünglich aus Papier - nur selten fertigte man welche aus anderen Materialien wie farbigem Glas an – bis Bagutti gegen 1790 die für die Transparente verwendete Technik einführte. Im Lauf der Jahre nahmen die Laternen ganz unterschiedliche Formen an.

Darunter, um die Worte Piero Bianconis zu zitieren, finden wir "Polyeder mit Rauten, Hexagone, Oktagone, gezackte Würfel, in die Länge gezogene facettierte Kürbisse, geschlossene Schirme, gewellte, gewundene Kreuze, Zylinder, Globusse, Pyramiden, Sterne und Kugeln". Von dieser Vielfalt sind nur einige Exemplare von Ende des 18. und Ende des 19. Jahrhunderts erhalten, da die modernen Schreiner nicht in der Lage sind, ähnliche Gestelle anzufertigen. Die neuen Laternen (also die, die ab Mitte des 20. Jahrhunderts angefertigt wurden) haben lineare geometrische Formen ohne Kurven, so zum Beispiel die Sterne.

Die ersten von Giovan Battista Bagutti (vielleicht schon 1798) gemalten Laternen bilden die Serie der sogenannten 8 trapezförmigen “Vasen”, die rund um die Statue des Toten Christus getragen werden und auf denen einige Episoden der Via Crucis dargestellt sind - identisch auf den beiden Längsseiten - während die Gemeinde 1796 auf den kurzen Seiten das Wappen der Ortschaft anbringen liess, um die (auch finanzielle) Beteiligung der Gemeindeverwaltung an der Prozession zu verdeutlichen.

Fast mit Sicherheit aus den gleichen Jahren stammt die Serie mit den Sieben Schmerzen Marias, in der der Stil Baguttis kaum erkennbar ist, vielleicht, weil es sich dabei um spätere Kopien oder Werkstattgemälde handelt; in diesen sticht auf den kurzen Seiten wie in vielen anderen Werken das Wappen der Serviten Marias hervor, also ein S, verwoben mit einem M, das auch auf dem Schlussstein der schönen Eingangspforte des Klosters zu sehen ist.

Weitere Bilder lassen sich fast mit Gewissheit auf Ende des 18. - Anfang des 19. Jahrhunderts datieren, wie die sogenannten achteckigen “Ballons” oder die grossen “Ovale” mit Heiligenfiguren und Symbolen, die traditionell in die Mitte einer Einführungs-Dreiergruppe zu den verschiedenen Gruppen platziert wird, zusammen mit den hohen und langen “Zangen”, die teils bizarre Formen aufweisen. Für die Neugestaltung im Jahre 1898 wurden viele neue Laternen angefertigt, insbesondere die grossen Kreuze, jedes mit anderen Formen und Ausmassen, und mit einigen Figuren im Wechsel mit den Zierleisten. Viele davon werden Silvio Gilardi (Brè 1873 – Mendrisio 1943) zugeschrieben.

Gegen 1950 wurde es erforderlich, einige Gruppen doppelt zu führen, um den Wunsch nach der Teilnahme an den Prozessionen zu erfüllen; so wurde die Via Crucis von Giuseppe Bolzani (Bellinzona 1921 – Mendrisio 2002) angefertigt, ebenso weitere Werke von Gino Macconi. Abgesehen von den grossen Laternen oder solchen in kleinen Gruppen weisen alle modernen Laternen lediglich florale Muster, Siegel oder Symbole auf.

Neben den Laternen wurden auch die echten "Instrumente der Passion" in der Prozession verwendet. Von den kleinsten (Nägel und Hämmer) bis zu den grösseren, die aus vergoldetem Holz hergestellt wurden, rufen diese einige Momente aus den Evangelien in Erinnerung: der Beutel mit den dreissig Denaren des Judas Iscariot, die behandschuhte Hand, mit der Jesus vor dem Obersten Hohenpriester geohrfeigt wurde, der Hahn des Meineids, der die Verleugnung durch Petrus ankündigt, die Dornenkrone, das Tuch der Veronika, der titulus crucis, (Grund für die Kreuzigung), die Würfel, mit denen die römischen Soldaten das Gewand Christi unter sich auslosten und der mit Essigwein getränkte Schwamm, der Jesus im Todeskampf am Kreuz gereicht wurde. Die Gruppe wird vervollständigt durch einen Bruder in der Mitte, der eine Halbsäule trägt, an die Jesus während der Geisselung festgebunden war.

Es gibt zwei Serien: eine, die mit Sicherheit aus dem 17. Jahrhundert stammt, mit hochwertig ausgeführten Objekten; diese wird die “grosse” genannt, da die Objekte grösser sind und es auch mehr davon gibt; die andere, die von den “fratini” (kleine Brüder, Jungen, die als Kapuziner verkleidet sind) getragen wird, ist weniger kostbar und kleiner.

Ausserdem werden auch Gegenstände gezeigt, die nichts mit den Prozessionen zu tun haben: die beiden Serien von “Plakaten”, Gemälde mit versilberten Rahmen, auf denen zum einen die Rosenkranzmysterien dargestellt sind (weshalb sie von dieser Bruderschaft gezeigt werden) und zum anderen die Mysterien des Sakraments. Offensichtlich wollten die Bruderschaften ihre Präsenz unterstreichen und zeigten daher auch Signale, die im nächtlichen Halbschatten kaum erkennbar sind.

Und es mangelt auch nicht an weiteren “Signalen” in den verschiedenen Gruppen: geschmückte Stöcke, Standarten, verzierte Stäbe, Fahnen in verschiedenen Formen und Farben.